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Um
die Flüge von Europa nach Kalifornien (USA) um einige tausend Kilometer
abzukürzen, hat die Fluggesellschaft SAS (Scandinavian Airline System)
in den fünziger Jahren eine neue Route über den Nordpol eröffnet.
Alle Crews auf diesen Flügen mußten an einem Spezialtraining
in der "SAS Arctic Flight School" teilnehmen. Der schweizer
Uhrenhersteller Universal Genève hat die Flugzeugcrews mit automatischen
Präzisions-Armbanduhren ausgestattet, die resistent gegen die starken
Magnetfelder der Polarregion sind. Sie wurden die offiziellen Chronometer
der SAS.
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SAS Logo mit den Nationalflaggen von Dänemark, Norwegen und Schweden
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SAS'
Douglas DC 6-B "Leif Viking"
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Am 15. November 1954 um 19:18 Uhr lokaler Zeit hat die "Helge Viking" (OY-KMI) in Kopenhagen zum ersten kommerziellen Flug über den Nordpol abgehoben (Flugnummer SK 931). Der Zielflughafen war Los Angeles (USA). Das Flugzeug war eine Douglas DC-6 B mit einer Spannweite von 35,8 m, ausgestattet mit vier 2500 PS Pratt & Whitney Propellermotoren (18-Zylinder-Zweireihen-Sternmotoren). Die maximale Reisegeschwindigkeit dieser Maschine beträgt 507 km/h. Die Reichweite beträgt 7600 km und die maximale Reiseflughöhe 25.000 ft. Die Langstrecken-Flugzeuge, die von der SAS genutzt wurden, hatten eine Kapazität von 50 bis 75 Passagieren. | |
Flugkapitän Povl Jensen und seine Crew, einschließlich des Chefpiloten und des Chefnavigators der SAS, sind via Söndre Strömsfjord (Grönland) nach Winnipeg (Kanada) geflogen wo ein planmäßiger Crewwechsel stattgefunden hat. Über der kanadischen Tundra trafen sie die Schwestermaschine "Leif Viking" (LN-LMP), die auf dieser Route auf dem Weg von Los Angeles nach Kopenhagen war. Flugkapitän Mikal Aschim und seine Crew haben von Winnipeg den Flug nach Los Angeles fortgesetzt, wo sie am 16. November um 22:20 Uhr mit einer Verspätung von nur 3 Minuten ankamen. Die Gesamtreisezeit betrug 27 h 15 min und die Flugzeit 24 h 25 min. An Bord des Flugzeugs waren die drei Premierminister der skandinavischen Länder: Hans Hedtoft (Dänemark), Tage Erlander (Schweden) und Oscar Torp (Norwegen) sowie eine Gruppe bekannter Journalisten. Die Eröffnung der Polarroute war das größte Luftfahrtereignis Skandinaviens. In Kopenhagen nahmen mehr als 10.000 Schaulustige an der Zeremonie zur Verabschiedung des Flugzeugs und, etwa 24 Stunden später, an der Begrüßungsfeier für die ankommende Maschine teil. |
Ankunft
in Kopenhagen am 16. November 1954
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Deutsche
Tageszeitung vom 16./17. November 1954 mit einem ersten Artikel "live"
vom Eröffnungs-Polarflug der SAS
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Nach diesem Ereignis hat Universal Genève im Herbst 1954 eine Uhr mit dem Namen "Polarouter" vorgestellt. Sie wurde entwickelt und gestaltet von Gerald Genta, einem der am meisten bewunderten Uhrmacher des 20. Jahrhunderts. Er kreierte später die "Royal Oak" für Audemars Piguet und die "Nautilus" für Patek Philippe. Die Polarouter war, wie die von den SAS Crews getragenen Modelle, mit dem Automatikwerk 138 SS bestückt. Es hat eine Schwungmasse die zwischen zwei Dämpfern oszilliert. Schon sehr bald wurde die Uhr in "Polerouter" umbenannt und dann mit dem berühmten "Microtor" Kaliber 215 mit einem in das Uhrwerk integrierten Rotor ausgestattet. Viele weitere Polerouter-Modelle folgten in den nächsten zwölf Jahren. Zusätzlich zum klassischen Gehäuse mit "Bombe"-Anstößen und einem inneren Indexring (Polerouter, Polerouter de luxe, Polerouter Date) wurden neue Modelle mit anderen Gehäuseformen und Zifferblättern eingeführt (Polerouter Jet, Polerouter Super, Polerouter Genève, Polerouter Compact, Polerourer "NS", Polerouter III, Polerouter Sub). | |
Universal Genève war in den 50er und 60er Jahren der offizielle Zeitmesser auf allen Royal-Viking-Flügen der SAS. Diese Tatsache wurde von beiden Parteien auch für Werbezwecke genutzt. Die symbolische Weltkugel mit einer Flagge am Nordpol und der eingezeichneten Polarroute (siehe letzte Abb. dieser Seite) wurde von Universal Genève abgewandelt und in den Stahlboden einer jeden "klassischen" Microtor-Polerouter graviert. Bei den Versionen, die an die SAS-Crews ausgeliefert wurden, schmückt zudem das SAS-Wappen das Zifferblatt. Die meisten Modelle waren in Stahl, in 18 K Gelb- und Rotgold sowie mit einer 300 µm Goldhaube erhältlich; immer hatten sie einen Schraubboden. Eine Polerouter besaß den Status einer hochwertigen Luxusuhr. In den späten Fünfziger Jahren hat sie in Stahl ebenso viel gekostet wie eine Rolex Explorer. Eine Polerouter Date in 18 K Gold mit einem Goldarmband war fast so teuer wie ein Volkswagen Käfer. Nach der im Jahr 1963 vorgestellten Polerouter Electric gab es Ende der achtziger Jahre den missglückten Versuch, den Namen Polerouter mit einer geschmacklosen Quarzuhr wiederzubeleben. Im Jahr 1990 wurde ein Quarz Polerouter Sport Chrono vorgestellt. Seither wurden von Universal Genève keine Uhren mehr unter dem Namen Polerouter produziert. |
Microtor-Modell
vorgestellt auf der Baseler Messe 1958
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Deutscher
SAS-Flugplan
aus dem Jahr 1957 |
Im Jahr 1957 hat
die SAS den ersten transpolaren Service Kopenhagen-Anchorage-Tokyo mit
der neuen Boeing DC-7 C eröffnet. Die Flugzeit wurde dadurch von
52 auf 32 Stunden reduziert. Durch das Verbinden der südlichen
Route mit der Polarroute hat sich die SAS das Recht verdient, die Parole
"First over the pole and around the world" über die Türen
ihrer DC-7 C's zu schreiben. Doch eine neue Ära kam näher
- das Jet-Zeitalter. Sehr schnell haben die neuen Jets wie die SE-210
Caravelle und die Douglas DC-8-33 die alten Propellermaschinen ersetzt. |
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Polerouter-Werbung veröffentlicht im deutschen SAS-Flugpan von 1957 |